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Ausstellung WB- einisch bis hüt
Sonderausstellung 2024:
WB- einisch bis hüt
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Die Einladung zur Vernissage 2023 kann hier heruntergeladen werden
Aus der Geschichte
♦Die Meilensteine der Industrialisierung des Waldenburgertals♦
1850 Projektierung der Eisenbahnlinie Basel-Olten durch den Hauenstein, was für das bisher im Waldenburgertal blühende Fuhr- und Gastegewerbe einem Todesurteil gleichkam.
1853 Einführung und Betrieb der Uhrenproduktion als Notmassnahme in Waldenburg durch den Gemeinderat.
1858 Eröffnung der Zentralbahn Basel-Olten.
1859 Kauf der Uhrenproduktion durch Louis Tschopp (Techniker) und Gedeon Thommen (Kaufmann) und Weiterführung des Geschäfts in Waldenburg mit nahezu 100 Beschäftigten.
1860 Louis Tschopp und Gedeon Thommen bauen eine der ersten Fabriken in der Schweiz, in Waldenburg im Münsterli.
1862 Jakob Schweizer übernimmt das Telegrafenbüro in Waldenburg und beginnt mit der Entwicklung des «Schweizer-Automaten».
1870 Trennung der Geschäftspartner Louis Tschopp und Gedeon Thommen, in der Folge vergrössert Thommen den Betrieb 'Gedeon Thommen - Uhrenfabrikation'.
1876 Weltausstellung in Philadelphia USA (the american system of manufacture).
1880 Inbetriebnahme der Waldenburgerbahn, Kosten Fr. 377'000.—.
1883 Gedeon Thommen baut die zweite Fabrik in Waldenburg.
1890 Gedeon Thommen stirbt 59 jährig.
1892 Alfons Thommen baut eine Fabrik in Waldenburg für Uhrenbestandteile. Sie entwickelt sich später unter A. Tschudin und F. Heid zur Tschudin und Heid AG.
1893 Gründung der Uhrenfabrik Gebrüder Buser in Niederdorf.
1894 Gründung der Firma Affentranger, Haas & Plattner in Niederdorf.
1899 Thommen lässt seine Fabriken elektrifizieren.
1903 Gründung der Oris Uhrenfabrik in Hölstein.
1905 A. Tschudin und F. Heid kaufen von Alfons Thommen die Uhrenbestandteilefabrik und gründen die Tschudin und Heid AG.
Chronik der industrialisierung des Waldenburgertals
Aus der Chronik
Nachdem der Passverkehr über den Oberen Hauenstein durch den Bau der Eisenbahnlinie Basel-Olten (Centralbahn) vollständig zum Erliegen gekommen war, sah sich das an der Handelsstraße Basel-Genf gelegene Jurastädtchen Waldenburg gezwungen, der Arbeitslosigkeit und Verarmung der Bevölkerung zu begegnen. Die Gemeinde beschloss 1853 die Uhrenindustrie einzuführen und gründete die Rohwerkfabrik «Société d'Horlogerie à Waldenburg ». Das Unternehmen florierte aber erst, nachdem es privatisiert und 1859 vom jungen Kaufmann Gédéon Thommen und dem Uhrmacher Louis Tschopp übernommen wurde. Louis Tschopp war Uhrmacher-Chef und wurde deswegen aus dem Welschland nach Waldenburg berufen.
Die Firma prosperierte rasch, doch bereits 1870 trennte sich Thommen von Tschopp. Gédéon Thommen machte sich von Zulieferanten unabhängiger, als das aufstrebende Unternehmen Rohwerke in den eigenen Ateliers fabrizieren konnte. Neben preiswerten Rohwerken mit Zylinder- und Ankerhemmung produzierte Thommen fortwährend auch fertige Taschenuhren und Uhrgehäuse, u.a. eine verblüffende und um 1885 patentierte Erfindung war die «Springeruhr G.T.», eine Uhr mit sehr modern anmutender mechanischer Digitalanzeige nach einem englischen Patent für Thommen entwickelt.
Die Fabrikations- und Fertigungsmethoden wurden grundlegend verbessert und der Herstellung von Qualitätsuhren besonderen Wert beigemessen. Die unter dem Namen «Gédéon Thommen Uhrenfabrikation» geführte Firma gab ihren Uhren anfänglich das Erkennungszeichen G.T. Bahnbrechend war das «Système à pièces interchangeables», das in der Auswechselbarkeit der einzelnen Werkbestandteile bestand und den Übergang zur Serienfabrikation ermöglichte. Eine im «Remontoir-Patent» geschützte Erfindung führte zu einer Vereinfachung des Federaufzugs und der Zeigerstellung. Während 1870 noch 4'000 Uhren gefertigt wurden, erreichte der Ausstoss im Jahre 1890 schon mehr als das Vierfache.
Gédéon Thommens Weitsicht und Schaffenskraft blieb der Öffentlichkeit, der er sich in mannigfacher Weise zur Verfügung stellte, nicht verborgen. Er war Mitbegründer des «Waldenburger Bezirksblatts» und hatte grossen Anteil an der Gründung der Waldenburgerbahn, die 1880 als kleinste Schmalspurbahn Europas mit Dampfbetrieb eröffnet wurde und die Industriealisierung im Waldenburgertal erst ermöglichte. Dem Nationalrat gehörte Thommen während 26 Jahren an und stets war ihm das Schulwesenein besonderes Anliegen. Nach dem Tod des Industriepioniers Gédéon Thommen im Jahre 1890 übernahm dessen Sohn Alfons die Firma. Im Jahre 1905 gründete er «Thommens Uhrenfabriken AG» und ab 1910 hieß die Firma«Revue Thommen AG». In Gelterkinden und Langenbruck konnten Filialbetriebe und in Waldenburg ein weiteres Fabrikgebäude eröffnet werden. Der Währungszerfall in vielen Ländern, die schwere Wirtschaftskrise der 1930er Jahre sowie das «Schablonieren», d.h. der das Prestige der Schweizeruhr schädigende Massenexport von Uhrenbestandteilen, machten aber auch der Waldenburger Uhrenmanufaktur zu schaffen. Andererseits überraschte die Forschungs und Entwicklungsabteilung von «Thommens Uhrenfabriken AG» die Fachkreise mehrmals mit Epoche machenden Neuerungen. Erwähnt sei die selbstkompensierende Nivarox-Spiralfeder, die Zeitwaage zur Gangkontrolle der Uhren sowie die erstmals den härtesten Anforderungen genügenden REVUE-SPORT-Armbanduhren.Außer Uhren wurden ab 1936 auch Präzisionsmessinstrumente für die Luftfahrt hergestellt. 1961schlossen sich die Firmen Revue, Vulcain, Buser und Phénix zur «Manufactures d’Horlogerie SuisseRéunis SA» MSR zusammen. Revue fertigte weiterhin Armbanduhren mit Quarz- und mechanischen Werken.In den 1980er Jahren entschloß sich die Unternehmensleitung, die Verbindung mit den Thommen
Navigationsinstrumenten für die Luftfahrt zu verstärken und die Uhrenmarke in REVUE THOMMEN umzubenennen. Die Revue Thommen Weckerarmbanduhr Cricket erzielte schon fast Kultstatus. Mehrere
amerikanische Präsidenten — darunter Truman, Eisenhower oder Johnson — trugen diese Uhren.
Fabrikations- und Fertigungsmethoden wurden grundlegend verbessert
Jakob Schweizer wurde 1836 in Reigoldswil geboren. Er lernte 1853 in Péry den Beruf eines Uhrmachers und zog 1862 als gelernter Fachmann nach Waldenburg. Er übernahm dort das Postbüro und später auch das Telegrafenbüro. Schweizer liess sich in dieser Zeit zum Ingenieur ausbilden. Neben seiner eigentlichen Arbeit im Postbüro entwickelte er den legendären Langdrehautomaten (Abbildung oben).
1875 lernte Jakob Schweizer seinen nachmaligen Weggefährten Josef Müller aus Solothurn kennen, mit welchem er 1876 in der Schanzmühle eine Fabrik gründete (Firma Müller und Schweizer) und in welcher die Produktion von Langdrehautomaten aufgenommen wurde. Später wurden aus dieser Firma die Sphinx-Werke in Solothurn gegründet. Jakob Schweizer entwickelte auch eigens für die Uhrenindustrie ein metrisches Gewinde.
Drehbank Ernst Dettwiler
Ensemble Dreher-Arbeitsplatz
Am 21 .7.2011 durften wir dank eines Hinweises von Heinz Degen (DERO) und dem Einverständnis von Ernst Dettwiler junior den Heimarbeitsplatz unseres verstorbenen Gründungsmitglieds Ernst Dettwiler aus Oberdorf entgegennehmen.
Das ganze Ensemble ist in einwandfreiem Zustand und sorgfältig gepflegt worden. Man ahnt, wie viel Eigenarbeit und Stolz Ernst Dettwiler in seinen Heim- und Hobbyarbeitsplatz gesteckt hat. Alles ist aus sorgfältig ausgesuchten und gesammelten Einzelteilen zu einem Ganzen zusammengebaut worden. Die sorgfältige Aufstellung zeigt den emotionalen Wert, welcher die Arbeitsgeräte für Ernst Dettwiler hatten.
Die Geschichte der Uhrmacherferien
Industriemuseum Waldenburgertal IMW
In diesem Jahr kann das Industriemuseum Waldenburgertal IMW bereits auf sein 15-jähriges Bestehen zurückblicken. Wir nehmen dies zum Anlass und präsentieren an dieser Stelle in den nächsten Monaten allerhand Wissenswertes aus der Sammlung.
Wir haben auch Pläne das bestehende Ausstellungskonzept neu zu überarbeiten und wollen die mehr als 400 Sammelobjekte aus 150 Jahren Industriegeschichte besser positionieren und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.
Stiftung und Förderverein des Industriemuseums Waldenburgertal IMW wünschen Ihnen dabei spannende Unterhaltung.
«Neustart»
Obwohl in Waldenburg schon bald über 100 Leute beschäftigt werden, ist der Gemeindebetrieb stark defizitär und beschert den Bürgern einen Verlust von 35‘000 Franken. Das Unternehmen wird deshalb auf Druck der Baselbieter Regierung privatisiert und an den Techniker Louis Tschopp und den Buchhalter Gedeon Thommen verkauft. Tschopp ist für die Verbesserung der Fabrikationsmethoden und der allgemeinen Betriebsorganisation verantwortlich. Thommen hingegen gilt als Gründer der Baselbieter Uhrenindustrie. Ab 1870 baut er die Fabrik aus und nennt sie Thommens Uhrenfabriken. Fortsetzung folgt….
«Die Geschichte der Uhrmacherferien»
Ferien gehen Hand in Hand mit der Industrialisierung. Sie sind um 1870 eher ein Akt der Wohltätigkeit und nicht vertraglich geregelt. Am 15. Mai 1937 unterzeichnen 19 Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaft SMUV eine Vereinbarung, mit der ein drohender Streik beendet wird, welcher sich auf die ganze Uhrenbranche auszudehnen droht. Damit ist die Uhrenindustrie die erste Branche in der Schweiz, die einen Gesamtarbeitsvertrag abschliesst, wie beide Sozialpartner betonen. Dieser beinhaltet auch erstmals 6 Tage Ferien, welche nicht nur aus produktionstechnische Gründen eingeführt werden. Noch in den 60er-Jahren sorgen die Uhrmacherferien im Sommer für einen ausserordentlichen Nebeneffekt: Das Waldenburgertal scheint wie ausgestorben. In ganzen Strassenzügen bleiben die Storen unten und wer nicht verreisen kann, bleibt unglücklich zurück.
Ferien als offizielle Wertmessung (aus «Freuden und Leiden eines Uhrengrüblers» von Walter F. Meyer)
Sicher Hinsicht preisträchtiger Exklusivferien gab man es noch nicht so geschwollen. Wer jedoch seine Ferien bloss auf dem Bölchen pflichtverbrachte, hatte es sich selber zuzuschreiben: Im Dorf als gesellschaftlicher Nuller abgeschrieben!
Verlangte Mittelklasse nämlich waren damals etwa der Vierwaldstätter- und der Thunersee. Damit konnte man sein gesellschaftliches Image halten oder gar heben. Das Tessin hingegen war doch nur Ferienmachern vom Uhrenbuchhalter an Aufwärts möglich. Eines schönen Jahres allerdings buchte Mutter kühn in der touristischen Nobelwelt: Ausgebauter Stall eines zerfallenen Rusticos ganz hinten im wildromantischen Ansernonetal. Fünf Franken pro Tag kostete die im Gelben Heftli inserierte Ferien-Wohnung für drei Personen. Weit und breit nichts als Landschaft. «Hier am Arschloch der Welt gibt es ja nicht einmal Bier! » hatte mein Vater gewütet. Bier sei jetzt nicht entscheidend, es gehe um dörfliches Ansehen und dazu beherrschte Mutter auch den Trick 77.
An einem glutheissen Tag fuhren wir in das gesellschaftlich hochattraktive Locarno. Mutter schrieb dort an Verwandte, Bekannte und sonstige Neider etwa 30 Hochglanz-Ansichtskarten des berühmten Ferienorts, Diskret musste ich diese im Postkasten des Grandhotels «Palma» einwerfen um den Reklamestempel des Hotels zu erhaschen. Und siehe da, der ausgeklügelte Prestige-Feldzug lohnte sich. Von den Dörflern, sogar von den gehobeneren, in der Folge merkbar respektvoller gegrüsst.
Ja, der Schlächternoldi wickelte mir von jenem Glanzereignis an den Ring Klöpfer in richtiges Papier von der Rolle – bisher hatte er mir die Cervelats immer unverpackt über den Ladentisch geschmissen.